Die Arten der Belichtungsmessung

Level:Fortgeschritten
Anwendung:Hintergrundwissen

Vereinfachung ist angesagt: Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Arten der Belichtungsmessung – Matrix-/Multi-/Mehrfeldmessung, Spotmessung, mittenbetonte Messung? Die Unterschiede lassen sich kurz & knapp erklären und mit diesem Hintergrundwissen kannst du besser selbst entscheiden, wann welche Methode sinnvoll ist.

Die Unterschiede zwischen den Messmethoden

Die verschiedenen Arten der Belichtungsmessung unterscheiden sich darin,

  • wo im Bildausschnitt die Kamera die Motivhelligkeit misst und
  • wie sie die an verschiedenen Stellen gemessene Helligkeiten gewichtet.

Wenn bei kontrastarmen Motiven die Helligkeit überall im Bild gleich ist, führen alle Messmethoden zum gleichen Ergebnis.

Mehrfeld- / Matrix- / Multi-Messung

Beispielaufnahme mit Mehrfeldmessung, ohne Belichtungskorrektur

Das sind die Bezeichnungen von Canon, Nikon, Sony und Fuji für ihre voreingestellte Belichtungsmessung, die automatisch in möglichst vielen unterschiedlichen Situationen gute Ergebnisse liefern soll. Ich nenne sie hier wie Canon „Mehrfeldmessung“. Das Beispielfoto habe ich wegen hoher Helligkeitskontraste von Himmel und den im Schatten liegenden Bäumen ausgewählt. Es ist mit Nikons Matrix-Messung aufgenommen, die Erklärungen passen aber zu allen Herstellern.

Messbereich der Mehrfeld-(Matrix-/Multi-)Messung

Die Mehrfeldmessung misst die Motivhelligkeit an vielen Stellen über fast das ganze Bild verteilt, dafür der blaue Rahmen im nächsten Bild. Spiegelreflex-Kameras haben separate Sensoren zur Belichtungsmessung mit Hunderten oder sogar mehreren Tausend Messfeldern. Spiegellose Kameras messen direkt auf dem Bildsensor. Aus all den Messwerten ermittelt die Kamera mit einer komplexen Logik eine durchschnittliche Belichtung – wie das genau funktioniert, ist von den Herstellern aber nicht dokumentiert. Sicher ist nur, dass die Verfahren im Laufe der Zeit ausgefeilter und komplexer geworden sind.

Aufgrund der Messung an vielen Stellen kann die Kamera z.B.

  • Gegenlichtsituationen mit unregelmäßiger Helligkeitsverteilung besser erkennen und
  • Bildteile, auf die der Autofokus scharf gestellt hat, stärker berücksichtigen.

Moderne Kameras analysieren bereits vor der Aufnahme in Echtzeit das Motiv, um z.B. Gesichter zu erkennen und die Belichtung darauf abzustellen. Smartphones, die insgesamt aufwändigere interne Bildverarbeitung betreiben, gehen dabei weiter als herkömmliche Kameras.

Mehrfeld-Belichtungsmessung mit Belichtungskorrektur -1,0

In dem Beispielfoto hat die Messung aber am Himmel kleine überbelichtete Stellen erzeugt; ich mag diese nicht, würde dem Himmel gerne mehr Kontrast gönnen und finde auch, dass dem Bild ein etwas dunkleres Aussehen besser steht. Das würde mich in dem Beispiel zu einem Foto mit Belichtungskorrektur -1,0 bringen.

Die Mehrfeldmessung ist trotzdem eine sinnvolle und für die allermeisten Situationen passende Wahl. Sie funktioniert gut, auch viele Profis benutzen sie. Sie trifft häufiger als die anderen Messmethoden vollautomatisch eine passende Belichtung. 

Andererseits weiß man nicht immer, wo genau die Kamera die Helligkeit wie ermittelt hat. Wer die Belichtung selber kontrollieren möchte, mag sich mit den anderen Verfahren wohler fühlen, da sie zwar mehr Mitdenken erfordern, aber besser vorhersehbar arbeiten.

Kameras verwenden eine Mehrfeldmessung immer beim Fotografieren mit Vollautomatik sowie als Standardeinstellung in allen anderen Kamera-Modi, wenn du nicht aktiv eine andere Messmethode einstellst.

Spot-Messung

Die Spotmessung misst die Belichtung nur in einem kleinen Kreis und ignoriert den gesamten Rest. Der Kreis für die Messung kann in der Mitte liegen oder dem Autofokus folgen, das ist vom Kameramodell und möglicherweise auch Kameraeinstellungen abhängig. Wenn du Glück hast, zeigt deine Kamera den Kreis für die Spotmessung an.

Angaben bei Nikon- und Canon-Kameras besagen, dass die Spotmessung „ca. 1,5% des Bildschirms“ verwendet. Dem entspricht ein Kreis mit einem Durchmesser von 1/6 der Bildhöhe bzw. 1/9 der Bildbreite.

Es kann sein, dass die Größe des Kreises für die Spotmessung bei einzelnen Kameramodellen abweicht oder in der Größe einstellbar ist. Canon bietet dafür z.B. eine „Selektivmessung“ an, was lediglich eine Spotmessung mit etwas größerem Messkreis ist, ca. 1/3 der Bildhöhe.

Spotmessung auf dunkle Bildstelle

Das nächste Bild zeigt diesen kleinen Messbereich und was in dem gewählten Beispiel herauskommt – ein deutlich helleres Bild, da der kleine Spot gerade auf einem dunklen Baum lag. Spotmessung ist für Scharfschützen, die damit genau eine Bildstelle anvisieren, ansonsten sind die Ergebnisse eher zufällig.

Spotmessung an einer hellen Stelle des Himmels

Hier der Vergleich: die Kamera nur leicht geschwenkt, so dass der Spot-Bereich auf den hellen Himmel zeigt, die Belichtungsspeicher-Taste gedrückt, um die Belichtung zu halten und die Kamera zurückgeschwenkt. Wegen der Messung an einer deutlich helleren Motivstelle fällt das Bild so viel dunkler aus.

Die Spotmessung ist sinnvoll, wenn du

  • bei Motiven mit sehr hohen Helligkeitskontrasten gezielt auf einen kleinen Bereich belichten möchtest und
  • dabei in Kauf nimmst, dass andere deutlich hellere oder dunklere Bildteile über- bzw. unterbelichtet erscheinen.

Es bietet sich an, die Spotmessung zusammen mit dem Belichtungsspeicher zu benutzen, dann kann man erst eine beliebige Stelle anmessen und danach in Ruhe den Bildausschnitt fertigstellen. Beides gleichzeitig ist schwierig, da bei der Spot-Messung eine kleine Änderung der angepeilten Stelle deutliche Belichtungsänderungen bewikt.

Zusätzlich brauchen Stellen, die im Foto weiß werden sollen, eine positive, und umgekehrt schwarze eine negative Belichtungskorrektur – wie auf der Seite Belichtungsmessung verstehen erklärt.

Mittenbetonte Messung

Messbereich der mittenbetonten Belichtungsmessung

Die Belichtungsmessung erfolgt über das ganze Bild, gewichtet dabei aber einen Kreis in der Mitte deutlich stärker. Die Größe des Kreises beträgt ca. die Hälfte der Bildhöhe, aber auch hier gilt: Kameramodelle können abweichen oder eine Einstellung für diesen Wert bieten. Diese Art der Messung existiert bereits seit Jahrzehnten und hat sich bis heute gehalten, oft unter dem etwas komplizierter klingenden Namen „mittenbetonte Integralmessung“.

Die mittenbetonte Messung ist sinnvoll, wenn man die volle eigene Kontrolle über die Belichtung haben möchte, vor allem in Verbindung mit dem Belichtungsspeicher. Im Unterschied zur Mehrfeldmessung weiß man zuverlässig, in welchem Bildbereich die Kamera die Belichtung feststellt.

Auch in der mittenbetonten Messung können zusätzlich überwiegend helle Motive eine positive, dunkle eine negative Belichtungskorrektur vertragen. Oft wird aber der im Vergleich zur Spot-Messung größere Messbereich für eine ausreichende Mischung heller und dunkler Stellen sorgen.

So war es übrigens auch hier, ich zeige keine Vergleichsbild mit der mittenbetonten Messung, da sie das gleiche Ergebnis wie die Mehrfeldmessung brachte. Und um mit der mittenbetonten Messung das oben gezeigte, von mir gewünschte Ergebnis zu erreichen, hätte ich

  • Belichtungskorrektur von +1,0 eingestellt, da der Himmel nicht als mittleres Grau, sondern insgesamt heller erscheinen soll
  • die Kamera mit dem mittleren Bereich auf den hellen Himmel gehalten und Belichtungsspeicher-Taste gedrückt
  • dann den endgültigen Ausschnitt hergestellt und ausgelöst.

Ergebnis: Genau wie oben, als ich bei der Mehrfeld-Messung mit -1,0 Belichtungskorrektur nachgeholfen habe. Es ist eine Sache der Erfahrung, die Belichtungskorrektur richtig einzuschätzen, und normal, dabei mehrere Werte zu probieren.

Zwischenstopp

Bevor es mit der nächsten Methode weitergeht, ein kurzer Schritt zurück auf das bisher Gesehene:

  • Verschiedene Belichtungs-Messmethoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
  • Richtig angewendet – also zusammen mit Belichtungsspeicher und Belichtungskorrektur – können sie aber alle dasselbe Ergebnis liefern.

Es mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, aber die beiden Regeln aus Belichtungsmessung verstehen und das Wissen, wo die unterschiedlichen Belichtungs-Messmethoden hinschauen, ist alles, was du brauchst. Und:

Das Ergebnis zählt, es genügt, wenn du eine Methode findest, die dir am liebsten ist und für dich funktioniert, du musst nicht ständig mit allen möglichen Messmethoden arbeiten.
Und im Zweifelsfall nimm einfach eine Reihe mit verschiedenen Belichtungen auf und sortiere aus.

Lichterbetonte Messung

Ein Abendhimmel, aufgenommen mit lichterbetonter Messung einer Nikon-Kamera

Diese Art der Belichtung orientiert sich an den hellsten Stellen im Bild und belichtet so, dass diese gerade nicht überbelichtet erscheinen.

Sie heißt „lichterbetonte Messung“ bei Nikon und „Highlight“ bei Sony, bei Canon habe ich sie noch nicht gesehen.

Die lichterbetonte Messung ist sinnvoll, wenn

  • hohe Helligkeitskontraste im Bild sind, so dass Über- und Unterbelichtungen drohen
  • dir wichtig ist, die hellen Stellen im Bild zu erhalten – für kräftigere Farben auch in den hellen Partien und um ausgefressene Stellen mit Überbelichtungen zu vermeiden.
Derselbe Himmel mit Mehrfeldmessung, die Belichtung ist heller.

Das Beispielfoto unter der Überschrift ist mit der lichterbetonten Messung einer Nikon-Kamera entstanden, jetzt kommt ein zweites mit etwas anderem Bildausschnitt und Matrix-Messung; der Unterschied beträgt eine Belichtungsstufe, die Bilder sind JPGs aus der Kamera, nur etwas gerade gerückt und beschnitten. Klicke sie für eine Großansicht an, man erkennt dann gut, wie der Himmel weniger leuchtend und dafür der Vordergrund heller ausfällt.

Lichterbetonte Messung wird noch attraktiver, wenn du deine Bilder nachträglich bearbeitest. Dann hast du auf jeden Fall den Vorteil der besser erkennbaren hellen Bildteile und kannst die dunkler ausfallenden Schatten wieder aufhellen. Besser noch in RAW als JPG, aber das ist ein anderes Thema.

Belichtung auf eine ausgewählte Bildstelle

Dies ist eine Variante der Spotmessung, die ich bisher nur bei Smartphones gesehen habe: Ein Tippen in die Bildvorschau bewirkt eine Belichtungsmessung genau dort. Probiere es einfach aus, bei den meisten Smartphones funktioniert es und die Bildvorschau wird heller oder dunkler, wenn du unterschiedlich helle Stellen im Bild antippst.

Bei reinen Kameras mit Touchscreen ist dies natürlich auch denkbar, mir aber noch nicht begegnet. Bitte prüfe selbst, wie sich deine Kamera verhält; wahrscheinlich lässt sich mit Antippen des Touchscreens nur die Fokussierung steuern, nicht die Belichtung.

Einstellung der Art Belichtungsmessung an der Kamera

Wie die Art der Belichtungsmessung praktisch einzustellen ist, ist von der Kamera abhängig – ich kann hier nur ein paar Hinweise geben, wonach du an deiner Kamera schauen solltest. Falls das nicht hilft, bemühe bitte die Anleitung deiner Kamera.

Einstellräder für Kamera-Modus, in P

Die Art der Belichtungsmessung ist beim Fotografieren mit Vollautomatik nicht änderbar, der Kamera-Modus muss einer für fortgeschrittenes Fotografieren sein (P, S/Tv, A/Av, M oder einer für selbst gewählte Lieblingseinstellungen).

  • Wenn sich die Art der Belichtungsmessung mit einer Taste am Gehäuse ändern lässt, hat sie das Symbol der Mehrfeldmessung, die von Nikon und Canon sind Nikon-Symbol Belichtungsmessung bzw. Canon-Symbol Belichtungsmessung. Dazu wist du eines der Einstellräder drehen müssen.
  • Eine Reihe wichtiger Einstellungen lassen sich bei den meisten Kameras mit einem kleinen Menü häufiger Funkionen ändern. Nikon hat eine i-Taste, um es zu öffnen, Sony eine Fn-Taste und Canon eine <Q>-Taste. Dann sollte eine Auswahl ähnlich wie die rechts zu sehende erscheinen.
  • In den Kamera-Menüs gibt es in den Aufnahme-Einstellungen eine Auswahl für die Art der Belichtungsmessung. Bei Nikon wirst du nach „Belichtungsmessung“, bei Canon nach „Messmethode“, bei Sony nach „Messmodus“ suchen müssen.

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