Kamera-Modus

Level:Fortgeschritten
Anwendung:Praxis

Der Kamera-Modus ist die grundlegendste Einstellung, da er das gesamte Kamera-Verhalten bestimmt. Was geschieht automatisch, was kannst oder musst du selber tun – insbesondere für Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit. Die verschiedenen Kamera-Modi findest du hier beschrieben und erklärt.

Bedeutung des Kamera-Modus

Der Kamera-Modus regelt die Frage „Wer macht was?“ zwischen deiner Kamera und dir. Konkreter: 

  • Wer kümmert sich um Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit? 
  • Ob die Kamera dich bei allen Kamera-Einstellungen selber eingreifen lässt oder nicht.
  • Plus: Er ist die beste Möglichkeit, die Kamera-Einstellungen mit persönlichen Lieblingswerten zu versehen und ihre Bedienung zu vereinfachen – sofern deine Kamera einen Modus hat, den du selber belegen kannst, dazu weiter unten mehr.

Der Kamera-Modus beeinflusst also das gesamte Verhalten deiner Kamera, kann aufwändigere Modelle in eine unkomplizierte Schnappschuss-Kamera oder ein anspruchsvolles Werkzeug verwandeln.

Ich teile die Kamera-Modi in drei Gruppen auf:

Einstellräder mit vollautomatischen Kamera-Modi

Vollautomatische Modi | Unkompliziertes Fotografieren, ohne über Technik und Kamera-Einstellungen nachdenken zu müssen.

Der Preis für die Bequemlichkeit ist, dass viele Kamera-Einstellungen gar nicht von Hand beeinflusst werden können, man hat keine volle Kontrolle über die Ergebnisse.

Einstellräder für Kamera-Modus, in P

Fortgeschrittene Modi | Sie heißen P, S, A, M bzw. P, Tv, Av, M bei Canon. Dies sind die Betriebsarten für Fortgeschrittene, da nur sie die volle Kontrolle über alle Kamera-Einstellungen erlauben. Sie unterscheiden sich darin, ob Blende und/oder Belichtungszeit automatisch oder von Hand eingestellt werden.

Einstellräder für Kamera-Modus, mit individuell belegten Modi

Persönliche Kamera-Einstellungen | In diesen Modi lässt sich einer der zuvor beschriebenen zusammen mit anderen persönlichen Lieblingseinstellungen ablegen, um diese schnell abrufen zu können.

Zur Bedienung: Der Kamera-Modus ist bei den meisten Kameras mit einem Drehen des Einstellrad wie in den abgebildeten Beispielen zu wählen.

Knopf für Kamera-Modus an Nikon D300s

Ein paar Profi-Modelle haben stattdessen eine Mode-Taste, die man gedrückt halten muss, während man ein Einstellrad an der Rückseite dreht. Einfache Kompaktkameras am anderen Ende der Kamera-Palette haben möglicherweise nur vollautomatische Modi. Und wenn deine Kamera noch anders aussieht, schlage bitte selber nach; es ist unmöglich, hier auf alle Kamera-Besonderheiten einzugehen. Z.B. haben Fujifilm-Systemkameras ein eigenes Bedienkonzept und ich habe ein Canon-Modell-gesehen, bei dem zusätzlich der Touch-Screen zu benutzen ist.

Für Smartphones gelten diese Betriebsarten nicht, es gibt dort immer einen Modus für Vollautomatik (heißt z.B. „Foto“ bei Samsung und Apple) und einen, der mehr Einstellungen erlaubt (heißt z.B. „Pro“ bei Samsung und Apple).

Vollautomatik

Einstellräder für Kamera-Modus, in Vollautomatik

Sie tut, was der Name verspricht – „draufhalten und abdrücken“, die unkomplizierte Variante für Einsteiger und alle, die bequem fotografieren möchten.

Das ist keineswegs abwertend gemeint, die Ergebnisse können auch mit Aufnahmen in Vollautomatik gut sein. Denn Bildgestaltung ist wichtiger als Technik und es gibt viele Situationen, in denen die manuelle Steuerung der Kamera keine Vorteile bringt.

Symbole für vollautomatischen Kameramodus

Die Hersteller sind kreativ in den Bezeichnungen, sie kann einfach nur „AUTO“ heißen oder „iA“ (intelligente Automatik), A+, nur ein Kamera-Symbol als Bezeichnung haben – oder eine andere kreative Bezeichnung haben. Wenn eine Einstellung in grün hervorgehoben ist, wird das die Vollautomatik sein. 

Es kann auch sein, dass deine Kamera mehr als eine solche Automatik hat, dann wird eine etwas versuchen, besonders clever zu sein, z.B. indem die Kamera versucht, automatisch das Motiv wie Landschaft, Porträt etc. zu erkennen. Bitte schaue im Zweifelsfall in die Anleitung deiner Kamera. Die Ergebnisse werden recht ähnlich aussehen.

Symbole für vollautomatischen Kamera-Modus ohne Blitz

Wenn deine Kamera eine Einstellung mit durchgestrichenem Blitzsymbol anbietet, ist dies eine Vollautomatik ohne Blitz. Das Unterdrücken des Blitzlichts gehört zum kleinen 1×1 im Umgang mit der Kamera, hier kannst du es einstellen.

Motivprogramme und Spezialeffekte

Einstellräder für Kamera-Modus, in Motivprogramm

Diese Einstellungen gehören ebenfalls zu den vollautomatischen Betriebsarten. Im Unterschied zur Vollautomatik sind sie

  • für bestimmte Aufnahmesituationen optimiert oder
  • verfremden ein Foto mit besonderen Effekten.

Sie verbergen sich hinter den Bezeichnungen „SCENE“ oder abgekürzt „SCN“, sowie einer Vielzahl von Piktogrammen für Porträt, Landschaft etc.

Symbole für Motivprogramme

Es gibt eine verwirrend große Vielfalt an verschiedenen Programmen, die die eigentliche Absicht, das Fotografieren einfacher zu machen, eher ins Gegenteil verkehren. Zudem sind die verschiedenen Motivprogramme in den Anleitungen der Hersteller nur ungenau beschrieben.

Wenn du fotografieren lernen möchtest, lass die Finger von diesen Motivprogrammen. Hinter ihnen stecken keine geheimen Techniken, sondern nur das automatische Setzen weniger Kamera-Einstellungen, die man auch selber vornehmen kann.

Die Zeit, die es kosten würde, alle Motivprogramme kennenzulernen und auszuprobieren, ist besser in das Lernen von Grundlagen investiert. Dann wirst du in allen Aufnahmesituationen selber entscheiden können, was am besten ist, diese Motivprogramme gar nicht mehr vermissen und bessere Ergebnisse erzielen.

Zwei Beispiele für gängige Motivprogramme:

  • Porträt wird die Blende möglichst weit öffnen, um einen unscharfen Hintergrund zu erzeugen, vielleicht noch die Farbwiedergabe etwas anpassen. Mit dem Öffnen der Blende in einem fortgeschrittenen Modus erreichst du dasselbe.
  • Sport wird vor allem eine kurze Belichtungszeit erreichen, ebenfalls mit einer offenen Blende und falls nötig zusätzlich die ISO-Empfindlichkeit hochregeln. Auch das kannst du in anderen Modi leicht selbst erreichen, siehe die nächste Überschrift.

Hinzu kommt, dass Motivprogramme für Sport, die ich mir genauer angesehen habe, ohne Blitz arbeiten. Falls du in einer Situation bist, wo du mit Blitz arbeiten möchtest, stößt du an die Grenze des Motivprogramms und bist in den fortgeschrittenen Programmen besser aufgehoben.

P, S, A, M bzw. P, Tv, Av, M

Einstellräder für Kamera-Modus, in P

Die bevorzugten Kamera-Modi für Fortgeschrittene sind diese vier. Unter ihnen gibt es auch individuelle Vorlieben, keine starre und pauschale Empfehlung. Du kannst mit allen vier identische Ergebnisse erreichen. Allen gemeinsam ist, dass du nur in diesen Betriebsarten den vollen Zugriff auf alle Kamera-Einstellungen hast.

Diese Betriebsarten haben sich in der analogen Fotografie entwickelt und Digitalkameras haben sie übernommen. Die beiden teuersten Profi-Spiegelreflexkameras von Nikon und Canon (D6 bzw. 1D X III) haben nur diese vier, sonst nix, keine Vollautomatik.

Kamera-ModusBedeutungErklärung
P (ähnlich bei Canon: Fv)ProgrammautomatikDie Kamera schlägt Blende und Belichtungszeit vor. Du kannst sie verwenden oder eine andere Kombination wählen.
S bzw. Tv bei CanonZeitvorwahl (auch: Blendenautomatik)Du wählst eine Belichtungszeit, die Kamera die zugehörige Blende.
A bzw .Av bei CanonBlendenvorwahl (auch: Zeitautomatik)Du wählst eine Blende, die Kamera die zugehörige Belichtungszeit.
Mmanuelle SteuerungDu wählst Blende und Belichtungszeit selber.

Fv ist eine clevere, zeitgemäße Variante von Canon, "flexible Automatik": Die Kamera schlägt Blende, Belichtungszeit und ISO vor. Du kannst das einfach belassen und bequem wie in einer Vollautomatik fotografieren – oder aus dem Dreiergespann Blende, Belichtungszeit, ISO einen herauspicken und selber festlegen, die Kamera passt dann die beiden anderen an.

Zeitgemäß ist das, weil der ISO-Wert in der Bedienung mit Blende und Belichtungszeit gleich behandelt wird. Den ISO-Wert separat einzustellen ist immer noch eine aus der analogen Fotografie übernommene Gewohnheit.

In der manuellen Steuerung M hat Deine Kamera hat möglicherweise eine Anzeige, ob die entstehende Belichtung mit der automatisch gemessenen zusammenpasst oder nicht; sie greift aber nicht ein, wenn sie anderer Meinung ist.

Zu den Bezeichnungen

  • S kommt vom englischen "shutter priority", shutter = Verschluss(zeit); Canons Tv steht für "time value".
  • A kommt vom englischen "aperture priority", aperture = Blende; Canons Av steht für "aperture value".

Welcher der vier Modi am besten passt, ist auch eine Frage der persönlichen Vorliebe, man kann mit allen dasselbe Ergebnis erreichen. Ich empfehle P oder A bzw. Av.

  • Programmautomatik P hat den Vorteil, dass man auch mal unkompliziert fotografieren kann, ohne auf die genaue Zeit-/Blendenkombination zu achten.

Trotzdem kann man die gleiche Kontrolle über die gewählte Zeit-/Blendenkombination haben.

  • Blendenvorwahl A/Av bevorzuge ich gegenüber der Zeitvorwahl S/Tv, da die Belichtungszeit der Kamera einen größeren Spielraum hat. Zu einer vorgegebenen Blende findet sich fast immer eine passende Belichtungszeit. Bei einer vorgegebenen Belichtungszeit passiert es eher, dass es keine passende Blende gibt, die das Objektiv erreichen kann.
  • Die manuelle Steuerung M hat den Nachteil, dass man selber für die Bildhelligkeit verantwortlich ist, noch mehr mitdenken und aufpassen muss. Eine Belohnung in Form schönerer Fotos gibt es dafür nicht. Wenn du von der automatisch gemessenen Belichtung abweichen möchtest, ist es etwas leichter, in einem der anderen Modi eine Belichtungskorrektur hinzuzunehmen. 

Die manuelle Steuerung ist z.B. sinnvoll, wenn du für Panoramaaufnahmen mehrere Fotos mit genau gleicher Belichtung erstellen möchtest.

Wer den Modus M benutzt, wird hoffentlich wissen, warum; wenn du ihn nicht vermisst – kein Problem, es geht auch ohne.

Zur Bedienung gibt es einige Hinweise auf der Seite Belichtungssteuerung.

Fujifilm-Kameras sind komplett anders zu bedienen, wenn sie mehrere Rädchen auf der Oberseite haben.

  • Je eines der Rädchen an der Oberseite ist für Belichtungszeit und die ISO-Empfindlichkeit und die Blende ist am Objektiv einzustellen.
  • Jedes der beiden Rädchen und ein Schalter am Objektiv erlauben, Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit einzeln auf „automatisch“ zu stellen.
  • Stellt man alle drei auf „A“, hat man eine Vollautomatik. Stellt man ein oder zwei auf einen festen Wert, verbleibt eine Automatik für den oder die übrigen. Das Ergebnis ist das Gleiche wie bei P, S, A, M der anderen Hersteller.

Smartphones bieten diese Betriebsarten nicht an. Sie arbeiten (fast) alle mit einer festen, immer gleichen Blende.

Persönliche Kamera-Einstellungen

Einstellräder für Kamera-Modus, mit individuell belegten Modi

Man kann den bevorzugten Kamera-Modus zusammen mit anderen bevorzugten Einstellungen als eigene Einstellung speichern, sofern die Kamera es anbietet. Das ist der Fall, wenn es Kamera-Modi gibt, die wie folgt heißen:

1 | 2 | 3 (bei Sony)
C1 | C2 | C3 (C für „custom“, bei Canon)
U1 | U2 | U3 (U für „user“, bei Nikon)
MR (bei manchen Sony-Modellen, für engl. „memory recall“ = Speicher abrufen).

Wer immer wieder zwischen bestimmten Kamera-Einstellungen hin und her wechselt, kann sich damit die Bedienung der Kamera erleichtern. Auch das Zurücksetzen der Kamera in einen wohlbekannten Ausgangszustand kann damit einfacher und sicherer werden.


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