Blende, Belichtungszeit, ISO verstehen und ablesen

Level:Fortgeschritten
Anwendung:Praxis

Die drei treuen Begleiter für jeden, der den Schritt über die Vollautomatik hinaus geht, kurz und bündig erklärt: Was sie bedeuten, wie du sie an deiner Kamera ablesen kannst und wie sie das Aussehen deiner Bilder beeinflussen.

Blende, Belichtungszeit, ISO – zeitlos und fundamental

Eine von 1977-82 hergestellte Nikon FM, rot markiert: Blende, Belichtungszeit, ISO

Quelle: Wikipedia, eigene Bearbeitung

Display einer Nikon Z6 II von 2020 - mit Belichtungszeit, Bende und ISO

Ich habe die drei oben „treue Begleiter“ genannt, aus gutem Grund:

  • Es gab sie schon immer in der Fotografie, auch vor der Digitalfotografie. Wenn du eine simple Holzkiste mit Linse in eine Kamera verwandeln wolltest, müsstest du mindestens
    • irgendwie einen Film einlegen oder Bildsensor montieren und wissen, wie empfindlich er auf das einfallende Licht reagiert 
    • hinter der Linse ein Loch = eine Blende bohren und
    • entscheiden, wie lange du das Loch öffnest = eine Belichtungszeit festlegen.
  • Sie sind in der Digitalfotografie so aktuell wie eh und je. Schau dir die Anzeigen von Profi- oder Einsteiger-Kameras an; diese drei sind immer zu sehen. Selbst wenn du als Einsteiger mit einer Vollautomatik fotografierst und sie nicht beeinflussen kannst, wird deine Kamera die drei wahrscheinlich trotzdem anzeigen.
  • Sie haben in vielen Aufnahmesituationen sichtbaren Einfluss auf deine Bilder. 

Sobald du über die Vollautomatik deiner Kamera hinausgehst, werden sie stets um dich sein. Es lohnt sich, sich mit ihnen anzufreunden.

Eine gemeinsame Regel

Eine Regel gilt für alle Zahlenwerte, die auf dieser Seite zu Blende, Belichtungszeit und ISO folgen und ist fundamental für das Verständnis von Belichtung:

Belichtungsänderungen erfolgen durch wiederholte Verdoppelung oder Halbierung der Lichtmenge.  

Also eine Erhöhung auf das 2-, 4-, 8-fache usw. oder Reduzierung auf 12, 14, 18 usw. Wir werden eine solche Verdoppelung oder Halbierung später eine Änderung um einen Lichtwert oder eine Belichtungsstufe nennen. Für diese Seite ist die Logik hinter den Zahlen – wiederholte Verdoppelung oder Halbierung – wichtig.

Mit dieser Regel im Hinterkopf wirst du es leichter haben, mit den folgenden Zahlenreihen vertraut zu werden und später leichter verstehen, wie Blende, Belichtungszeit und ISO zusammenwirken.

Blende

Objektiv mit geöffneter BlendeObjektiv mit geöffneter Blende

Erklärung | Die Blende ist die Öffnung des Objektivs, durch die für die Belichtung eines Fotos Licht auf den Bildsensor fällt.

Bei allen Objektiven außer ganz modernen, die die Blende elektronisch steuern, gibt es einen kleinen Metallstift, der die Blendenmechanik bewegt. Man kann damit gut nachvollziehen, wie die Kamera damit die Blende öffnet und schließt.

Blendenzahlen und Blendenöffnung

Zahlenwerte | Die Größe der Blendenöffnung wird mit der Blendenzahl angegeben; eine einfache Zahl ohne Einheit. Sie ist mitunter mit dem Buchstaben f geschmückt, weiter unten ist dazu ein Beispiel.

Die üblichen Blendenzahlen sind in der Grafik und brauchen etwas Gewöhnung für Einsteiger:
Kleinere Blendenzahlen bedeuten eine größere Blendenöffnung = mehr Licht und umgekehrt.

Eine Verdoppelung der Blendenzahl wie 2 – 4 – 8 usw. findest du mit jeder zweiten Zahl. Das liegt daran, dass die Blendenöffnung ungefähr kreisförmig ist und um das hindurchfallende Licht zu verdoppeln, muss der Durchmesser nur auf das ca. 1,4-fache steigen. Ein 2-facher Durchmesser lässt die 4-fache Lichtmenge hindurch, daher braucht man je einen Zwischenwert, um die Lichtmenge verdoppeln bzw. halbieren zu können.

Die Reihe zeigt sogenannte ganze Blendenstufen, Kameras verwenden eine feinere Einteilung, meist 1/3 Blendenstufen, also je zwei zusätzliche Werte zwischen den gezeigten Blendenzahlen.

Einstellungsbereich | Die kleinste erreichbare Blendenzahl ist vom Objektiv abhängig; je kleiner sie ist, desto besser. 1 ist sehr selten, 1,8 oder 2,8 gilt schon als lichtstark, Tele- und Zoomobjektive kommen oft nicht unter 4 oder 5,6.

Die größte erreichbare Blendenzahl ist ebenfalls begrenzt, Kameras mit kleinem Sensor können z.B. eine kleinste erreichbare Blende von nur 11 haben.

Smartphones haben fast immer nur eine feste Blendenzahl von meist 1,8 bis 2,8.

Einfluss auf das Aussehen deiner Bilder | Die wichtigste Auswirkung der Blende ist ihr Einfluss auf die Schärfentiefe.

Daneben gibt es zwei schwächere Auswirkungen, für die man genauer hinsehen muss:

  • Bei sehr kleinen Blenden nimmt die erreichbare Schärfe aufgrund von Beugungseffekten wieder ab.
  • Abbildungsfehler des Objektivs nehmen mit kleiner werdender Blende ab.

Belichtungszeit

Belichtungszeiten

Erklärung | Die Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit ist die Zeit, für die zur Belichtung eines Fotos Licht auf den Sensor einer Digitalkamera fällt.
Was dabei genau passiert, ist etwas komplizierter. Für den Einstieg genügt die Vorstellung, dass sich schlagartig eine kleine Klappe öffnet, für die Dauer der Belichtungszeit offenbleibt, um Licht auf den Sensor zu lassen und sich genauso schlagartig wieder schließt.

Zahlenwerte | Die Belichtungszeit wird ausgehend von einer Sekunde immer verdoppelt bzw. halbiert und etwas gerundet. Das ergibt die in der Grafik gezeigte Reihe.

Kameras verwenden auch für die Belichtungszeit zusätzliche Werte zwischen den gezeigten ganzen Belichtungsstufen, üblich sind wie bei der Blende je zwei Zwischenwerte.

Einstellungsbereich | Die Belichtungszeit hat den größten Spielraum, bei guten Kameras sind 18000 s als kürzeste und 30 s als längste Belichtungszeit verbreitet und mit der richtigen Einstellung sind auch beliebig lange Belichtungen möglich.

Smartphones können bei kurzen Belichtungszeiten gut mithalten, 12000 s oder kürzer ist kein Problem, dafür begrenzen sie die längste Belichtungszeit. Ich habe mehrfach beobachtet, das bei 14 s Schluss ist.

Einfluss auf das Aussehen deiner Bilder | Von der Belichtungszeit hängt ab, ob bei bewegten Motiven eine Bewegungsunschärfe auftritt und wie groß das Risiko von Verwackelungen, also Unschärfe aufgrund von Kamerabewegungen ist.

ISO-Empfindlichkeit

übliche ISO-Werte

Erklärung | Die ISO-Empfindlichkeit steuert, wie empfindlich die Kamera auf einfallendes Licht reagiert. Technisch ist sie ein Maß für die Verstärkung der vom Bildsensor aufgenommenen Signale, lässt sich leider nicht so anschaulich erklären wie Belichtungszeit und Blende. Stelle sie dir als eine Art zusätzlichen Lautstärkeregler für die Helligkeit vor.

Zahlenwerte | Die gängigen ISO-Werte ergeben sich ausgehend vom Standardwert 100 durch Verdoppelung, die Grafik zeigt die üblichen Werte. Es ist gängig, die Abkürzung ISO der Zahl voranzustellen, sage bitte z.B. „ISO 100“. Mit einer Aussage wie „100 ISO“ gibst du dich bei alten Hasen als Anfänger zu erkennen.

Höhere ISO-Werte bedeuten eine größere Verstärkung der vom Bildsensor aufgezeichneten Signale, sie wirken wie eine höhere Lichtempfindlichkeit.

Einstellungsbereich | 100 ist bei den meisten Kameras der niedrigste ISO-Wert, er kann aber auch darunter bei ISO 50 oder 64 liegen.

Der höchste ISO-Wert ist ebenfalls kameraabhängig; Kameras mit größerem Sensor erlauben höhere ISO-Werte und im Laufe der Jahre hat die größtmögliche ISO-Empfindlichkeit zugenommen. Bei Smartphones oder Kameras mit kleinem Sensor scheinen max. ISO 3200 oder 6400 üblich zu sein. Vollformat-Kameras können gut bis ISO 51200 oder 102400 reichen, die Spitzenmodelle gehen noch ein paar Stufen weiter.
Bedenke aber, dass wegen der fortlaufenden Verdoppelung zwischen ISO 6400 und 102400 trotz der großen Differenz nur eine 4-malige Verdoppelung steht. Eine Änderung von z.B. ISO 6400 auf ISO 102400 wirkt wie das Öffnen der Blende um 4 Stufen auf der weiter oben gezeigten Skala, oder wie eine Erhöhung von ISO 100 auf ISO 1600.

Auch bei der ISO-Empfindlichkeit ist üblich, dass Kameras je zwei Zwischenwerte für eine feinere Abstufung verwenden.

Einfluss auf das Aussehen deiner Bilder | Mit der ISO-Empfindlichkeit steigt das Bildrauschen an.

Kamera-Anzeigen

Beispielanzeige mit Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit
Display einer Sony-Kamera mit Belichtungszeit, Blende, ISO

Hier sind zwei typische Anzeigen von verschiedenen Kameras für Blende, Belichtungszeit und ISO.

Hinweise zum Ablesen:

  • Wenn du ein f oder F entdeckst, ist die Zahl daneben die Blendenzahl.
  • Die Belichtungszeit wird mitunter ohne Bruchstrich angegeben, z.B. eine einfache „125“ steht dann für 1125 Sekunde.
  • Wenn deine Kamera die Belichtungszeit ohne Bruchstrich anzeigen sollte, bekommen ganze Sekunden das Sekundenzeichen ″ angehängt, also z.B. 2″ für 2 Sekunden.
  • Der ISO-Wert ist (hoffentlich) an der Beschriftung „ISO“ leicht zu erkennen. Es kann allerdings sein, dass kein Zahlenwert, sondern „AUTO“ dort steht – für einen automatisch von der Kamera gewählten ISO-Wert.

Wenn deine Kamera gar keine Zahlenwerte für Blende, Belichtungszeit, ISO anzeigen sollte, wirst du die angezeigten Informationen ändern müssen. Dafür kann es eine Taste „DISP“ oder „DISPLAY“ geben, vielleicht auch mit i oder info beschriftet... bitte frage im Zweifelsfall die Anleitung zu deiner Kamera.

Bei einem Smartphone erwarte nicht solche Anzeigen; sie können einen PRO-Modus zum etwas fortgeschrittenen Fotografieren haben, aber zeigen normalerweise nicht Blende, Belichtungszeit und ISO wie in den Beispielen an. 


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