P, S, A, M bzw. P, Tv, Av, M, die Kamera-Modi für Fortgeschrittene werden hier entschlüsselt. Lies hier, worin sie sich unterscheiden und wie du deinen Lieblings-Modus findest.
Die Belichtungsmessung gibt den Input zur Belichtungssteuerung. Das Messen der Motivhelligkeit plus/minus eine eventuelle Belichtungskorrektur liefert eine Motivhelligkeit und damit geht es an die Auswahl einer dazu passenden Kombination aus Blende, Belichtungszeit und ISO.
Die Frage, die du vorweg mit deiner Kamera klären musst, ist: Wer kümmert sich um was? Es ist deine Entscheidung und du teilst sie deiner Kamera in zwei Teilen mit:
Diese Art der Bedienung hat sich aus der analogen Fotografie in die digitale Fotografie retten können und bis heute gehalten. In der analogen Fotografie war die ISO-Empfindlichkeit mit dem eingelegten Film fest vorgegeben, nur Blende und Belichtungszeit konnte man für jedes Foto anpassen. Die Macht der Gewohnheit scheint eine große Rolle zu spielen; mir sind erst zwei Kamera-Typen begegnet, die einen anderen Weg gehen, mehr dazu weiter unten.
P, S, A, M bzw. P, Tv, Av, M bei Canon heißen die Kamera-Modi, um aktiv bei der Belichtungssteuerung mitzureden. Die Modi mit selbst gewählten Lieblingseinstellungen gehören auch dazu, wenn du sie P, S/Tv, A/Av oder M belegt hast.
Bei Smartphones gibt es diese Modi nicht, aber z.B. bei Samsung und Huawei einen „PRO“-Modus, in dem du Belichtungszeit und ISO einstellen kannst. Die Blende ist unveränderlich.
Hier ist die Arbeitsteilung für diese vier Modi:
Kamera-Modus | Du | Kamera |
---|---|---|
P | Kamera-Vorschlag belassen oder ändern | Blende und Belichtungszeit |
S / Tv | Belichtungszeit | Blende |
A / Av | Blende | Belichtungszeit |
M | Blende und Belichtungszeit | -- |
Die Kamera schlägt eine Kombination aus Blende und Belichtungszeit vor. Das ist bequem, deine Kamera wird selber darauf achten, Verschlusszeiten zu vermeiden, bei denen Verwackelungsgefahr droht und kann dabei auch die Brennweite im Blick haben.
Anders als bei einer Vollautomatik kannst du aber die ausgewählte Kombination ändern. Das nennt sich Programmverschiebung oder neudeutsch program shift. Die Bilder zeigen ein Beispiel einer zugehörigen Kamera-Anzeige.
Die gängige Bedienung scheint zu sein:
Bei Kompaktkameras sind mir folgende Varianten begegnet:
Wenn das für deine Kamera nicht passen sollte, schlage bitte in deiner Anleitung nach.
Die Programmverschiebung stößt bei der größten und kleinsten Blende der Kamera an ihre Grenze, wenn sie nicht reagiert, kann es daran liegen. Und bei Blitzaufnahmen wird deine Kamera eine feste Belichtungszeit von meist 1 ⁄ 60 s wählen und dann ebenfalls deinen Versuch einer Programmverschiebung ignorieren.
Du wählst eine Belichtungszeit, die Kamera eine passende Blende.
Die Bezeichnung S kommt vom englischen shutter = Verschluss, Canons Tv steht für „time value“. Mitunter heißt der Modus auch Blendenautomatik, das ist dasselbe.
Zur Bedienung:
Du wählst eine Blende, die Kamera eine passende Belichtungszeit.
Die Bezeichnung A kommt vom englischen aperture = Blende, Canons Av steht für „aperture value“. Mitunter heißt der Modus auch Zeitautomatik, das ist dasselbe.
Zur Bedienung:
Du wählst eine Blende und eine Belichtungszeit.
Deine Kamera kann als Hilfestellung eine Anzeige haben, ob und wie weit die entstehende Belichtung von der automatisch gemessenen abweicht. Sie greift aber nicht in Blende und Belichtungszeit ein. Du bist selber für die Belichtung verantwortlich... jedenfalls meistens. Denn es gibt zwei Situationen, in denen auch die manuelle Steuerung eine Art Automatik ist:
Wenn es dich interessiert, bitte an deiner Kamera ausprobieren, es mag da je nach Hersteller und Modell Unterschiede geben. Bei Nikon funktioniert das.
Zur Bedienung des manuellen Modus:
Um eine feste ISO-Empfindlichkeit einzustellen, wirst du wahrscheinlich eine mit ISO beschriftete Taste an deiner Kamera finden und danach mit einem Einstellrad oder Pfeiltasten einen Wert einstellen können.
Ansonsten musst du in die Kamera-Menüs gehen, auch dafür habe ich Beispielfotos beigelegt und hoffe, dass sie genügen, damit du an deiner Kamera den richtigen Weg findest.
ISO-Automatik bedeutet, dass die Kamera bei Bedarf automatisch und blitzschnell die ISO-Empfindlichkeit verändert. „Bei Bedarf“ heißt, falls es nötig ist, um gewünschte Blenden und Belichtungszeiten zu erreichen.
Die Logik hinter der ISO-Automatik ist:
Leichte Abweichungen und zusätzliche Feinheiten sind natürlich je nach Hersteller und Kamera-Modell möglich.
Die ISO-Automatik ist wunderbar für schnelles, spontanes Fotografieren, wenn du Verwackelungen durch lange Belichtungszeiten vorbeugen möchtest. Andererseits kann sie dir die ISO-Empfindlichkeit unerwünscht in die Höhe treiben, wenn du bei Dunkelheit mit Stativ fotografierst und vergisst, sie auszuschalten.
Es mag bei der enormen Auswahl an Kamera-Modellen noch mehr geben, die anders zu bedienen sind, hier sind die zwei, die mir bisher untergekommen sind:
Fv ist eine clevere, zeitgemäße Variante von Canon, „flexible Automatik“:
Fujifilms Systemkameras haben ein eigenes Bedienkonzept, das im Grunde ähnlich arbeitet wie Canons Fv-Modus:
Das ein eigenes, sehr schön klares Bedienkonzept, das Fujifilm von anderen Herstellern abhebt.
Für Programmautomatik P spricht die Bequemlichkeit und Schnelligkeit. Wenn du Schnappschüsse aufnimmst, die genaue Belichtungszeit und Schärfentiefe für deine Aufnahmesituation gerade nicht so wichtig sind, ist sie vollkommen ausreichend. Zusammen mit einer ISO-Automatik ist sie flexibel wie eine Vollautomatik. Um jederzeit schnell reagieren zu können, nicht einen Aufnahmemoment zu verpassen, ist sie bei Schnappschüssen oder bei Veranstaltungen, auf denen ich Menschen fotografiere, meine bevorzugte Wahl. Dann zusammen mit ISO-Automatik.
Die Blendenvorwahl A/Av ist meine zweite Wahl, da die aktive Wahl einer Blende für die Schärfentiefe häufiger wichtig ist als die Vorwahl einer bestimmten Belichtungszeit. Sie wird auch oft in Fotokursen empfohlen, um sich an die bewusste Wahl einer Blende zu gewöhnen.
Zeitvorwahl S/Tv ist für die Situationen, in denen du wirklich eine bestimmte Belichtungszeit für ein passendes Maß an Bewegungsunschärfe haben möchtest. Das kann mit Programmautomatik und Programmverschiebung lästig sein, denn da kann es passieren, dass sich mit einem leichten Kameraschwenk die Motivhelligkeit ändert und dann auch die Belichtungszeit, die du gerade eben noch passend eingestellt hast.
Den manuellen Modus M benutze ich selten, Gründe dafür können sein:
Du merkst an mehreren Formulierungen „Stattdessen kann man aber auch...“, dass es nicht eine richtige oder falsche Antwort gibt, es führen oft mehrere Wege, sprich mehrere Kamera-Einstellungen zusammen zu gleichen Ziel.