Bewegung ist eine mögliche Ursache von Unschärfen in Fotos, entweder weil das Motiv oder die Kamera sich während der Belichtungszeit bewegt. Wann genau sie auftreten und wie du damit umgehst, wann die Unschärfe deinen Fotos vielleicht sogar gut tut, ist Thema dieser Seite.
Bewegungsunschärfe entsteht dadurch, dass das Motiv sich während der Belichtungszeit bewegt.
Ob das für dein Foto gut oder schlecht ist, kommt drauf an. Betrachte z. B. die beiden Fotos spritzender Wellen in Großansicht... was wirkt besser? Das eine Bild fängt die vielen Tropfen ein, die das Auge sonst nicht wahrnimmt, das andere drückt die Bewegung des Wassers viel deutlicher aus.
Pauschale Zeitangaben, ab wann Bewegungsunschärfe sichtbar wird, gibt es nicht. Es zählt die Bewegung innerhalb des Bildausschnittes während der Belichtungszeit – so viele Pixel, wie dein Motiv mit seiner Bewegung abdeckt, werden verwischt erscheinen.
Das hängt von der Geschwindigkeit, der Bewegungsrichtung, der Entfernung und auch deinem Bildausschnitt ab. Ein Flugzeug am Himmel bewegt sich wegen der Entfernung wesentlich langsamer durchs Bild als ein neben dir einfahrender Zug.
Ein paar grobe Anhaltspunkte sind:
Es führt kein Weg vorbei, selber zu probieren, eigene Erfahrungswerte zu sammeln und auch in jeder Aufnahmesituation neu zu beobachten und zu lernen.
Überlege, ob es wirklich passend ist, Bewegung einfrieren zu wollen. Bewegungsunschärfe ist das einfachste Mittel, in einem unbewegten Foto Bewegung auszudrücken.
Wenn dein Motiv wie z. B. ein Auto in voller Bewegung nicht anders aussieht als im Stand, gewinnt dein Foto nicht wirklich, wenn du es technisch perfekt scharf abbildest. Bei Sportlern, denen man die Anspannung ansieht und die besondere Körperhaltungen annehmen, ist das etwas anderes.
Wenn du dich für Bewegungsunschärfe im Bild entscheidest, sei nicht zu geizig damit – etwas Bewegungsunschärfe sieht halt nur unscharf aus, wie gewollt und nicht gekonnt; es erzeugt noch nicht den Eindruck von Bewegung.
Wenn du mit der Kamera einem bewegten Motiv folgst, sodass es an der gleichen Stelle im Bildausschnitt bleibt, wird es scharf erscheinen und stattdessen der Hintergrund verwischen. Das ist ein häufig verwendeter Trick, um den Eindruck von Bewegung im Bild zu schaffen.
Dafür ist es besser, eher längere Belichtungszeiten von z. B. 1/15 oder 1/30 s zuzulassen, um den Effekt deutlich erscheinen zu lassen. Diese Technik braucht Übung und mehrere bis viele Versuche, bis du scharfe Bilder erhältst. Verfolge dein Motiv schon rechtzeitig, bevor du den Auslöser drückst, um das richtige Tempo aufzunehmen.
An dem orangefarbenen Fahrzeug kannst du einen anderen Effekt sehen, der beim Mitziehen auftaucht: Perspektivische Verzerrung. Die Mitte ist scharf, der Anfang und das Ende nicht. Das Auto fuhr schräg auf mich zu, damit war es am Ende der Belichtungszeit dichter an der Kamera = breiter im Bild als zu Beginn der Belichtung. Das bringt auch Unschärfe.
Als Hilfestellung kannst du den Autofokus benutzen, wenn du mit einem kleinen Messfeld auf das Fahrzeug fokussierst, kannst du versuchen, dieses Messfeld auf dem gleichen Punkt deines Motivs zu behalten.
Auf kurzen Entfernungen kann der Blitz mit seiner extrem kurzen Leuchtdauer helfen, Bewegungen einzufrieren. Er kann einen anderen interessanten Effekt ergeben – das Hauptmotiv ist durch das Blitzlicht hell und scharf, hat aber von der längeren Belichtung mit Umgebungslicht eine Art Schatten aus Bewegungsunschärfe.
Mehr dazu unter der eigenen Überschrift Blitz.
Verwackelungsunschärfe entsteht dadurch, dass die Kamera sich während der Belichtungszeit bewegt. An dem Verkehrsschild siehst du zwei Beispiele; ich habe bei einer Belichtungszeit, mit der man eigentlich ganz gut scharf fotografieren kann, die Kamera einmal absichtlich seitlich und einmal aufwärts bewegt.
Bei Millionen von Pixeln auf winzigen Sensoren reichen Bruchteile von Millimetern, um sichtbare Spuren zu erzeugen.
Verwackelungen lassen sich gut an scharfen Kanten erkennen, dort erzeugen sie schattenähnliche Muster, stärkere Verwackelungen werden zu Zick-Zack-Mustern.
Die Verwackelungsgefahr ist abhängig von der Brennweite – Teleobjektive zeigen einen kleineren Bildausschnitt und verwackeln daher leichter als Weitwinkelobjektive.
Die „1 durch Brennweite“-Faustformel | Nach ihr sollte die Belichtungszeit höchstens so lang sein wie der Kehrwert der Brennweite – also z. B. höchstens 1/100 s bei 100 mm Brennweite, höchstens 1/60 s bei 50 mm (nimm's nicht zu genau, runde auf oder ab).
Dabei ist als Brennweite die entsprechende KB-Brennweite (=tatsächliche Brennweite x Crop-Faktor) anzusetzen, wenn die Kamera einen kleineren Sensor als Vollformat hat.
Sie ist einfach, liefert sofort konkrete Zeiten als Anhaltspunkt und stammt noch aus Zeiten der analogen Fotografie, wo sie sich über Jahrzehnte gehalten hat. Sie hat auch heute in der Digitalfotografie noch ihre Berechtigung und wird gerne zitiert. Auch Kamera-Hersteller verwenden sie, wie ich an Modellen von Nikon und Sony beobachtet habe: Wenn die Kamera mit einer ISO-Automatik automatisch den ISO-Wert hochregelt, um lange Belichtungszeiten zu vermeiden, orientiert sich die erlaubte längste Belichtungszeit ungefähr an dieser Regel.
Trotzdem ist diese Daumenregel mit Vorsicht zu genießen:
Bildstabilisierung | Fast alle modernen Kameras haben Techniken der Bildstabilisierung, um Verwackelungen auszugleichen. Die Linsen im Objektiv oder der Sensor in der Kamera sind dann beweglich gelagert, Sensoren registrieren die Bewegung der Kamera und versuchen, die Linsen bzw. den Sensor entgegengesetzt zu bewegen. Diese Technik hält tatsächlich, was sie versprechen und erlaubt deutlich längere Belichtungszeiten ohne Verwackeln.
Tipps, um Verwackelungen zu reduzieren: