Kreativität – Der Kopf ist wichtiger als die Kamera

Kameras können nicht laufen

Gewöhnliches und kreatives Foto im Vergleich

Ein paar Schritte Bewegung schaffen ein ganz anderes Bild | Ganz Elementares ist bei diesen beiden Bildern gleich – sie sind vom selben Motiv mit derselben Kamera und fast gleichzeitig innerhalb einer Minute entstanden. Der Unterschied liegt in einem anderen Standort: zuerst weiter links mit schrägem Blick auf das verfallende Haus und danach weiter rechts, direkt vor der im linken Bild nur klein zu sehenden Tür. Dort stand eine Hecke, die ich zunächst störend fand. Sie stellte sich aber als günstig heraus, um mit unscharf durch das Bild laufenden Zweigen dem Motiv etwas Verwunschenes zu geben. Der leicht verstellte Blick passt zum Motiv und ist interessanter als der über den Zaun im linken Foto.

Und die Kamera? Spielt dabei keine große Rolle, die Aufnahmen hätten mit jeder Kamera entstehen können, die etwas zwischen Weitwinkel und Normalbrennweite zoomen kann. Die Kamera-Bedienung zu beherrschen, war hingegen wichtiger, denn die Kameraautomatik wollte auf die Zweige im Vordergrund fokussieren und ein Eingriff war nötig, um die Tür im Hintergrund scharf zu bekommen. 

Die Kamera ist das Handwerkszeug zum Fotografieren, wer es beherrscht, kann solche Bildideen besser ausschöpfen und umsetzen. Aber die Idee für den anderen Bildausschnitt ist wichtiger, alle technischen Tricks an Kamera-Einstellungen können das linke Bild nicht so stark verändern wie der andere Standpunkt.

Von Kameras und Kochtöpfen

Als der berühmte Fotograf Helmut Newton in einem Restaurant war, sprach ihn der Koch an: „Ich bewundere Ihre Fotos, Sie haben bestimmt eine sehr gute Kamera.“ Nach dem Essen sagte Newton zum Koch: „Das Essen war ausgezeichnet, Sie haben bestimmt tolle Kochtöpfe.“ Das war gut pariert und ironisch wunderbar auf den Punkt formuliert – es kommt darauf an, wie man mit der Kamera bzw. den Kochtöpfen umgeht.

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